Tradition

Das Eierspringen in Eichen am See hat Tradition

Im ursprünglich evangelischen Eichen ist der Karfreitag auch der höchste Kirchentag, auch der Osterhase hat die gleiche Aufgabe wie woanders. Es gibt jedoch in diesem Dorf an Ostern die Besonderheit, dass ein vorchristliches Relikt, das Eierspringen seit ca. 3000 bis 4000 Jahren nahezu ununterbrochen ausgetragen wird. Eine Tradition, die sich sehen lassen kann und immer noch sehr ursprünglich ist. So manches Haus oder manch alter Balken mit ein paar hundert Jahren auf dem Buckel hat hat bei uns den Anspruch, dass recherchiert, geschützt und gefördert wird. Das Eierspringen hat dies alles nicht so erfahren und hat trotzdem überlebt und lebt hoffentlich weiter. Es ist deshalb wichtig, dass der ursprüngliche Sinn oder das was man noch deuten kann erhalten bleibt und das Ganze nicht nur zu einer billigen Osterunterhaltung wird.

Jedes Jahr an Ostern wird in vielen Orten im Markgräflerland, aber auch in der Schweiz das Eierspringen veranstaltet. Das Ei ist weltweit ein Fruchtbarkeitssymbol und im ganzen Einflussbereich der früheren Kelten gibt es die unterschiedlichsten Arten vom Eierspringen oder Eierlaufen, die aber alle den gleichen Ursprung haben.

Man kann auch davon ausgehen, dass das Schauspiel sogar aus der Zeit vor den Kelten stammt.

 

 

 

Eierspringen und Ostern – Wie hängt das zusammen?

Es haben sich schon sehr viele Personen und Ämter mit dem Thema Eierspringen befasst und die Handlungen notiert, aber es gibt kaum Literatur über dieses Thema. Der verstorbene Lehrer Gerhard Daub aus Wiechs hat sich mit diesem Thema sehr intensiv beschäftigt und recht gut nachvollziehbare Erklärungen geliefert. Diese wurden von seinem Sohn in der Zwischenzeit auch als kleines Büchlein gedruckt.

Das Eierspringen wurde wohl ursprünglich am keltischen Ostara gefeiert, wo der Tag so lang ist wie die Nacht (ca. 21. März). Die Christen haben das Osterfest dann auf den folgenden Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Ostara gelegt und seither findet das Eierspringen wohl auch an Ostern statt.

 

Was sind die Eckhandlungen und Personen beim Eierspringen?

Der Auftakt vom Eierspringen ist das Einsammeln von frischen, rohen Eiern am Ostersonntagnachmittag. Das Ange-Bäbi und der Bäberich, die ein älteres Paar symbolisieren sollen, gehen in einem alten Gewand (Märgkräfler Tracht) durch das Dorf und sammeln mit den Butzimummel Eier und „Ange“ (Butter) für das Spiel und den „Eierangeball“ ein. Dieses Einsammeln der Eier oblag wohl in der Frühzeit nur etwas gesetzten Personen, wohl der Grossmutter als Stammesführerin einer Sippschaft. Die „alte Kleidung“ soll das Alter der Personen unterstreichen. Dei Butzimummel, Hochzeiter im weissen Hemd und mit roten Bändeln geschmückt, begleiten das Ange-Bäbi und den Bäberich. Die Butzimummel waren früher vermummt, so dass dies eine Deutung von dem Namen sein könnte. Die Kinder im Dorf versuchen die Butzimummel zu necken, diese sind aber mit einer „Saubloodere“ (Stock mit angebundenen, aufgeblasenen Schweinsblasen) bestückt und vertreiben die Kinder.

 

Am Ostermontag fand früher im Dorf die eigentliche Zeremonie statt, die sich heutzutage zu einer grösseren Gaudi am Eichener See verlagert hat. Ein Läufer legt einzeln Eier auf Sägemehlhäufchen aus, dabei kreist er immer wieder vom Eierkorb zu den Sägemehlhäufchen und legt ein Ei dort ab. Der Läufer zieht dabei immer grössere Bahnen, bis alle Sägemehlhäufchen mit je einem Ei bestückt sind. Anschliessend sammelt er die Eier Stück um Stück wieder ein, so dass die Kreise wieder kleiner werden. Dies ist die Nachbildung vom Lauf des Mondes, er wird grösser und grösser und dann wieder kleiner. Der Mond war für die Kelten der Kalender und für das Leben der Menschen sehr wichtig. Nur wenn der Frühling in der richtigen Zeit einsetzte und die Jahreszeiten nicht gestört wurden, konnte von einer guten Fruchtbarkeit auf dem Feld, bei den Tieren und den Menschen ausgegangen werden. Dieser Mondlauf wird beim Eierspringen symbolisiert. Beim Eierspringen am Ostermontag wird der Zuschauer am Eichener See mit in das Geschehen eingebunden. Die Zuschauer sind die „bösen Geister“, die die Fruchtbarkeiten stehlen wollen, so das der Läufer beim Eier einsammeln nicht mehr auf jedem Sägemehlhäufchen ein Ei findet. Seine Kreise sind dann nicht mehr „ganz so rund“ was für die Altforderen bedeutet, der Mondlauf und somit der Kalender wird übers Jahr gestört sein. Die Butzimummel, die jungen unverheirateten Hochzeiter, dei Wächter des Fruchtbaren, haben die Aufgabe, die ausgelegten Eier zu schützen und somit auch den reibungslosen Umlauf des Mondes zu sichern.

 

Weiterhin gibt es auch noch zwei Läufer, die nach langer Tradition über die Felder nach Kürnberg in das Gasthaus Sternen laufen und dort eine Flasche Wein holen. In grauer Vorzeit, wo das Eierspringen im Dorf stattgefunden hat, müssen diese Läufer wohl den Segen der Fruchtbarkeit auch auf die Felder gebracht haben.

 

 

Heutzutage ist das Ganze neben dem Eierlegen und „Eierklauen“ auch ein sportlicher Wettkampf zwischen dem Läufer im Feld und den Läufern über die Felder nach Kürnberg und zurück. Die Regel sagt: Wenn die Läufer von Kürnberg zurückkommen, müssen sie bis zu einer Bank oberhalb vom Eichener See laufen und kommen dann zurück zum Spielfeld. Sobald die zwei Läufer gesichtet werden, darf der Läufer im Spielfeld die Eier Stück für Stück wieder einsammeln. Die Zuschauer haben jetzt die Möglichkeit, den Ausgang des Spiels zu beeinflussen. Die „gestohlenen“ Eier können jetzt wieder von den Zuschauern auf die Sägemehlhäufchen abgelegt werden, so dass es dem Läufer im Feld erschwert wird, alle Eier einzusammeln, bevor die Läufer aus Kürnberg das Feld erreichen. Schafft er dies nicht, hat er verloren und die zwei Läufer, die nach Kürnberg gelaufen sind haben gewonnen.

 

Wenn sie das Brauchtum besuchen und Eier „klauen“ wollen beachten sie bitte, dass die beim Betreten der abgesperrten Fläche dies auf eigenes Risiko tun. Bitte keine Kinder in das Spielfeld schicken, es kann dort sehr schnell gefährlich werden.

Am Ostermontag Abend findet der „Eieranke-Ball“ statt, wo natürlich jeder Teilnehmer eine Freundin oder Freundin in späh einladen soll. Mit Spiegelei und Musik werden dann der Tag und das Fest gefeiert, wie er wohl schon Tausende von Jahren gefeiert wurde. Wer keine Dame auftreiben kann, bezahlt einen „Doppel Liter“ Wein an die Runde!